Nach mehr als 30 Jahren sind junge Äschen wieder im Laabenbach herangewachsen.
Es war eigentlich ein unvorbereiteter Versuch. Nach dem Motto: Hilfts nix, so schadets nix. Bei einem Besuch in der Fischzucht Fürnweger entdeckte ich einen winzigen rest von kleinen Äschenbrütlingen. Die Tiere waren bei einer Großbestellung für barometrische Versuche übrig geblieben. 200 „Spenadler“, gerade dem Dottersackstadium entwachsen. In einem Anflug von Sentimentalität schwatzte ich dem Fischzüchter die Tiere zu einem guten Preis ab und wir setzten sie im Oberlauf der Großen Tulln, im Laabenbach bei Altlengbach, aus.
Der Fürnweger-Schurli hiet die Angelegenheit für übertrieben und eher sinnlos. Auch Landesfischermeister Karl Gravogl glaubte nicht an den Erfolg. Er selbst hatte bei Besatzversuchen in der Unrechttraisen, einem im Vergleich zur Grossen Tulln viel geeigneterem Gewässer, schlechte Erfahrungen gemacht. Trotz jahrelangem Besatz mit zigtausenden Tieren kamen diese nicht auf. Der Spielerei im Laabenbach mit lächerlich wenigen 200, winzigen Tieren gab er kaum eine Chance.
Irgendwie hab ich es aber trotzdem versucht. Denn es gibt zahlreiche Zeugen, die noch bis in die 80er Jahre Äschen im Laabenbach gefangen haben. Dabei handelt es sich um glaubwürdige Berichte, geübte Angler, die jetzt in ihren 50ern sind, und die tatsächlich als Kinder mit ihren Vätern Äschen erbeuteten. Natürlich – seit den 80er Jahren hat sich vieles verändert, auch das Klima merklich. Aber wenn sie damals hier überleben konnten, warum sollten die Äschen in guten Jahren das nicht wieder tun. Offenbar passt die Wasserchemie. Darum gab ich dem versuch trotz aller negativen Expertenmeinungen eine minimale Chance.
Und wie immer haben die depperten offenbar das Glück. Zufall 1: Im Jahr 2022 schneite ein Tenkara-Spezialist ins Revier. Tenkara-Ruten stammen aus Japan, es handelt sich eigentlich um eine Mischung aus Stipprute und Fliegenrute. Eine geflochtene Schnur ist fix an der Angelspitze angebunden, unten ein dünnes Vorfach und daran die Fliege. Man kann den Köder so punktgenau, ohne Schnurkontakt im Wasser präsentieren. Bei herkömmlichen Fliegenruten braucht man viel Wurfraum, die schwere Wurfschnur klatscht ins Wasser und macht Fische skeptisch. Mit der handlichen Tenkara kann man selbst in kleinen, verwachsenen Bächen hantieren und quasi geräuschlos eine Naturfliege präsentieren.
Der Lizenznehmer war höchst erfolgreich, zahlreiche kapitale Tiere ließen sich so überlisten. Er machte aber auch Expeditionen in den eher verwachsenen Oberlauf und fing massenhaft kleine Forellen. Hätte sich der Angler mit der perfekten Methodik für diesen Abschnitt nicht ins Revier verirrt, dann hätten wir den Äschenversuch wohl längst abgehakt. Es wäre nie passiert, was passiert ist. Denn an einer Stelle, gleich bei der Stelle, an der wir die winzigen Babyäschen ausgesetzt haben, ging nun eine wunderschön abgewachsene Äsche an die Tenkara-Fliege.
Aus den winzigen Tieren sind inzwischen Jungfische mit 18 Zentimetern geworden. Eine kleine Sensation, die uns nun ermutigt weiterzumachen. Für das kommende Frühjahr haben wir nun 2000 Äschenbrütlinge bestellt. Die Chancen stehen gut, dass so in einigen jahren wieder eine Population der Äschen im Revier angesiedelt wird. Möge die Übung gelingen. Aufs Regulativ hat das auch Auswirkungen. Die Äsche ist ab sofort ganzjährig geschont.
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