5000 Fische bei Baustelle gerettet

Wertvolle Wienerwaldforellen wie diese wurden bei der Aktion gerettet.

Hunderte Wienerwaldforellen, geschonte Schneider, gefährdete Koppen – der Fluss strotzt vor Leben. Bei einer Baustellenabfischung konnten auf nur 200 Metern Strecke rund 5.000 Fische in Sicherheit gebracht werden.

Natürlich gibt es sie auch, die entspannten Stunden mit der Angel am Wasser. Aber als Bewirtschafter eines derart grossen Reviers erlebt man sie seltener. Zettelwirtschaft, Wasserrechtsverhandlungen, Bauverhandlungen, Fischaufsicht, Wasserverunreinigungen aufspüren – all das sind die Aufgaben, die auch viel der wertvollen Freizeit beanspruchen. und natürlich die logistische Königsdisziplin – die Abfischungen.

Laut Gesetz sind die Bewirtschafter nämlich verpflichtet, bei jeder Baustelle im Revier eine Abfischung durchzuführen, damit Wasserlebewesen nicht durch die Maschinen verletzt oder getötet werden. Das ist auch sinnvoll. Denn in einem derart produktiven Gewässer, ist selbst in kleinen Zubringern das Leben allgegenwärtig – es wimmelt vor Fischen und Krebsen, selbst wenn man es nicht für möglich hält.

Ein Video der Abfischaktion auf unserem Youtube Channel.

Im September war es wieder so weit. Eine Brücke zwischen den Gemeinden Altlengbach und Innermanzing musste dringend erneuert werden. Die Pioniere des Bundesheeres errichteten eine Ersatzbrücke, danach konnte mit den Abrissarbeiten begonnen werden. Dafür fuhren Bagger in den Bach, Trümmer stürzen ins Wasser – Eine Gefahr für dort lebende Fische. Keine Frage – hier muss abgefischt werden.

Die Abfischung beginnt mit dem Besuch von Baubesprechungen. Dabei ist es Aufgabe der Fischerei, mit den verantwortlichen eine möglichst schonende Art des Baubetriebes zu vereinbaren. Also: So wenig Wasserkontakt wie möglich, eventuelle Wasserhaltungen, um im „Trockenen“ bauen zu können und – natürlich auch das Vereinbaren von Ausgleichsmaßnahmen.

Denn natürlich steht der Fischerei für den Schaden eine Entschädigung zu. In den meisten Fällen bieten wir aber an, diese statt Geld in „Naturalien“ zu begleichen. Oft ist eine Buhne die beste Lösung. Statt Gurten, bei denen Steine durchgängig ins Bachprofil – quasi als Staumauer – gelegt werden, setzt man schwere Flussbausteine nur einseitig ins Gerinne. Auf der anderen Seite entsteht sozusagen ein Düseneffekt, die stärkere Strömung bildet einen tiefen Kolk. Davor und dahinter entstehen Kiesbänke, auf denen die Fische laichen können. Weiterer Vorteil: Buhnen sind Hochwasserneutral, wenn man sie richtig baut.

Auch bei dieser Baustelle konnten wir nach hydrologischen Gutachten eine Buhne errichten. All das kommt also vor der Abfischung. Damit man ans Werk gehen kann, benötigt man aber noch viel mehr. Erstens kommt die Ausrüstung. Man braucht tragbare Elektroaggregate, Kathoden, Kescher, Fässer, Sauerstoffpumpen und nicht zuletzt Autos oder Anhänger, welche die schwere Last aufnehmen können. All das kostet tausende Euro. Aber das Wertvollste sind dann die Fachkräfte und Helfer, welche man benötigt. Dabei müssen immer ausgebildete Aggregatträger anwesend sein, denn die Kombination Elektrizität und Wasser kann tödlich sein. Safety first.

Bei einer Abfischung wie bei der Brücke in Innermanzing/Altlengbach muss etwa 100 Meter oberhalb und unterhalb der Baustelle abgefischt werden, damit die Tiere nicht unverzüglich wieder in den Baustellenbereich wandern. dafür benötigt man zumindest:

Hantieren mit Strom im Wasser: Das Personal muss ausgebildet sein und Kurse besuchen, um diese gefährliche Arbeit zu verrichten.

1 ausgebildeter Aggregatträger

1 Fachkraft am Kescher.

2-3 Kübelträger (Bei schwierigem Gelände mehr)

1 Fahrer plus Auto.

Der Aggregatträger betäubt die Fische, die Kescherkraft fischt diese aus dem Wasser, die Kübelträger bringen die Tiere in Fässer, die im Auto gelagert sind. Bei größeren Abfischungen wird ein Schichtbetrieb gefahren. Wenn genug Fische in einem Fass sind, dann bringt der Fahrer mit einem Kübelträger die Tiere an einen weiter entfernten Ort und setzt diese dort aus. Inzwischen geht die E-Abfischung weiter, sobald das Aussetz-Team zurück ist, kann man schon mit der nächsten Ladung wieder weiterfahren.

Diese Aktion bei der Brücke dauerte einen ganzen Vormittag. Man muss gründlich vorgehen, da in großen Kolken die Gefahr besteht, nicht alle Fische zu erwischen. In diesen wenigen Stunden konnten rund 5.000 Fische aus dem Gefahrenbereich geborgen werden. Darunter hunderte Bachforellen in allen Größen, ganzjährig geschonte Schneider, dutzende auf der roten Liste stehende Koppen und natürlich Aitel in verschiedenen Größen. Und auch einige Krebse konnten wir in Sicherheit bringen.

In Fässern die mit Sauerstoff versorgt werden bringt man die Tiere an weit entfernte Stellen und setzt sie aus.

Danach konnte mit den Arbeiten begonnen werden. Inzwischen steht die Brücke bereits. Und auch die Buhne dient den Fischen als neuer Lebensraum. Auch nach den Aktionen geht die Arbeit weiter. Die Ausrüstung muss gesäubert, gewartet und gelagert werden. Bis zum nächsten Einsatz. Ich bedanke mich besonders bei den großen und kleinen Helfern, die sich an diesen Rettungsaktionen beteiligen.

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