März-Wunder: Die Regenbogenforellen laichen in der neuen Struktur! (Mit Video!)

März-Wunder: Die Regenbogenforellen laichen in der neuen Struktur! (Mit Video!)

Anglern an der Großen Tulln sind sie bestens bekannt: Die jungen untermaßigen Bachforellen aus natürlichem Aufkommen fängt man regelmäßig. Das zeigt wie gut sich die heimischen Stämme der Salmoniden hier vermehren können. Untermaßige Regenbogenforellen fängt man hingegen kaum. Lange wurde deshalb daran gezweifelt, dass die zugewanderte Art sich in der Großen Tulln vermehren kann.

Eine Entdeckung Anfang März ist deswegen umso sensationeller einzuordnen. Bei einem Kontrollgang fielen im Bereich der neuen Buhnen in Plankenberg mehrere Laichgruben auf den Kiesbänken zwischen den Kolken auf. Bei genauerer Betrachtung konnten dort insgesamt drei Pärchen Regenbogenforellen beim Laichspiel beobachtet werden. Die Aufnahmen oben entstanden mit einer im Schotter vergrabenen Gopro-Kamera.

Die Mühen diese Strukturen bei den Verantwortlichen durchzusetzen und die Finanzierung aufzustellen haben sich somit mehr als bezahlt gemacht. Hier können Sie Details zu diesem Projekt nachlesen. Die Maßnahme zeigt bereits im ersten Frühjahr des Bestehens seine Wirkung. Nicht nur tiefe Kolke wurden geschaffen, in denen die Fische Schutz und kühlen Unterstand in der warmen Jahreszeit finden. Auf den darauffolgenden Kiesbänken können diverse Fischarten bestens ablaichen.

Zug der Nasen im Vorjahr. Die Tiere können seit Anfang 2019 aus der Donau bis Siegersdorf aufsteigen – und taten das auch in Massen. Die neu errichteten Strukturen sind auch für die seltenen Donaufische zum Laichen geeignet.

Nicht nur für Forellen, auch für Nasen bieten diese Furten beste Laichbedingungen. Wir werden dranbleiben und berichten wenn die ersten der seltenen Tiere wieder aus der Donau in unser Revier aufsteigen um abzulaichen. Im Vorjahr konnte dieses spektakuläre Schauspiel bereits beobachtet werden. Seit Frühjahr 2019 können Fische ungehindert von der Donau bis Siegersdorf aufsteigen und haben das auch massenhaft getan.

Neue Häuser für Fische – Angler schaffen Lebensraum

Neue Häuser für Fische – Angler schaffen Lebensraum

Donaufische wandern massenhaft in den Oberlauf der Großen Tulln. Nun bekommen die Schwärme neue „Häuser“.

An der Großen Tulln in Plankenberg rollten im November wieder die Bagger. Nach der Fertigstellung des Fischaufstieges wird nun ein kleiner  Bereich oberhalb renaturiert. Insgesamt entstehen fünf Buhnen, welche Lebensraum für die neu zugewanderten Donaufische bieten sollen. Eine Buhne ist mehr oder weniger ein großer Steinhaufen, der im Bachbett eingegraben wird. In den Ritzen zwischen den Steinen finden Fische Unterschlupf und können sich vor Räubern wie Fischottern oder Kormoranen verstecken. Unterhalb der Buhnen bilden sich Kolke, also tiefe Stellen im Fluss, in denen die Fische in trockenen Sommermonaten überleben können. Hinter diesen Kolken wiederum entstehen Kiesbänke, die verschiedenen Fischarten als Laichplätze dienen.

Fischer zahlen die neuen Bauwerke

Diese Renaturierungsmethode wurde bereits an mehreren stark regulierten Flüssen erfolgreich eingesetzt. Sie ist hochwasserneutral und relativ günstig. Die Gesamtkosten für dieses Projekt betragen rund 10.000 Euro. Dabei wird der Steuerzahler nicht beastet. Zehn Prozent übernimmt der Fischpächter Friedrich Brückler. Die restlichen 90 Prozent fördern Landesfischereiverband und Revierverband. Diese Gelder stammen aus Beiträgen, welche durch die jährliche Gebühr von Fischerkartenbesitzern bezahlt werden.

Große Tulln: Eine Erfolgsgeschichte

Insgesamt ist die Renaturierung der Großen Tulln im Jahr 2019 eine Erfolgsgeschichte. Nach der Entfernung eines großen Wehres in Abstetten und der Errichtung des Fischaufstieges in Plankenberg können Fische ungehindert von der Donau bis Siegersdorf ziehen. Im Frühjahr wanderten hunderte Fische zu, auch Schwärme der inzwischen sehr seltenen Nasen kamen um hier abzulaichen. Inzwischen wurden in diesem Flussabschnitt fünf Fischarten nachgewiesen, die zuvor nicht vorkanem. Neben Nase, Barbe und Hecht gibt es nun auch Flussbarsche, Lauben und die Schwarzmundgrundeln. Jan Köck vom gewässerökologischen Planungsbüro Eberstaller: „Derzeit sind in diesem Flussabschnitt 16 Fischarten nachgewiesen. Einige Kilometer unterhalb in Judenau sind es 23 Arten. Es werden also noch einige neue Arten dazukommen.“

Wehr in Siegersdorf stoppt Laichzüge
Die große Menge an zugewanderten Donaufischen zeigt, wie wichtig es wäre die restlichen Wehre in der großen Tulln rasch zu zu entfernen. Der oberlauf der Großen Tulln ab dem Sportplatzwehr in Neulengbach bis Laaben ist seit Jahren frei passierbar. Nur im Mittellauf blockieren noch ungenutzte Anlagen in Siegersdorf, bei der Ölmühle und beim Sportplatz in Asperhofen, in Emmersdorf, bei der Scharfbrücke und beim Sportplatz in Neulengbach die Fischwanderung. Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie müssen diese bis spätestens 2025 entfernt sein. Dann können die Fische aus der Donau wieder ungehindert ihre Laichgründe im Oberlauf der Großen Tulln erreichen.

Berichterstattung der Bezirksblätter
Nasen-Alarm! Seltene Fische kehren in die Tulln zurück!

Nasen-Alarm! Seltene Fische kehren in die Tulln zurück!

Es sind Szenen, wie man sie sonst nur aus Dokus über die Lachswanderung in Kanada kennt: Dutzende große Fische schwimmen dicht an dicht, schaufeln mit ihren Schwanzflossen kleine Kiesbänke um und rollen ihre Bäuche mit den feuerroten Brustflossen immer wieder aus dem Wasser. Um dieses Naturschauspiel zu beobachten braucht man keinen Transatlantikflug zu buchen. Am 26. März spielten sich diese beeindruckenden Szenen in der Großen Tulln bei Plankenberg ab.

Schwarm seltener Nasen in unbekannte Gewässer vorgedrungen
Die großen Fische mit den roten Flossen, die aus der Donau 15 Kilometer weit flussauf gezogen sind, waren allerdings keine Lachse. Besser noch, es waren extrem seltene Nasen. Diese Fische waren an der großen Tulln seit Jahrzehnten ausgestorben. Große Querbauwerke wie das Wehr der aufgelassenen Stögermühle in Abstetten oder jenes der Sägemühle in Plankenberg verhinderten, dass die Tiere ihre natürlichen Laichgründe erreichen. Heuer konnten sie erstmals wieder in ihre natürlichen „Kinderzimmer“ zurückkehren. Im Jänner wurde das Wehr in Abstetten entfernt, im März wurde der Fischaufstieg in Plankenberg um insgesamt 560.000 Euro fertiggestellt. 

Selbst Experten überrascht: Baumaßnahmen ein voller Erfolg
Dass es so schnell geht und die Nasen in derart großer Zahl gleich Ende März zurückkehren, überrascht selbst Experten. Wissenschaftler sehen die wertvolle Rolle der großen Tulln als Laichgewässer für Donaufische bestätigt.
Gewässerökologe Jan Köck, Planer des Fischaufstieges in Plankenberg: „Manchmal geht es ganz schnell, dass Investitionen Früchte tragen. Nach der Beseitigung der Wehr in Abstetten und dem Umbau der Wehr in Plankenberg können Fische wieder von der Donau in die Große Tulln bis nach Asperhofen einwandern und tun das auch! Damit ist ein wichtiger erster Schritt zu einem funktionierenden Ökosystem geglückt, von dem letztlich alle profitieren. Es ist sehr zu hoffen, dass diese Erfolge dazu beitragen, dass bald weitere Maßnahmen umgesetzt werden können.“

Große Tulln: Einzigartiges Potenzial zum Naturjuwel
Wie wichtig die große Tulln für das Ökosystem Donau ist, zeigt ein Detail: Fast an allen anderen Zubringerflüssen bestehen noch Wanderhindernisse, weil deren Wasser zur Energiegewinnung genutzt wird. Die unbeständigen Wassermengen an der Großen Tulln machen eine wirtschaftliche Nutzung nicht lukrativ, somit ist der Fluss weit und breit der einzige, der für Laichfische ungehindert passierbar wäre. Theoretisch. Denn noch blockieren alte ungenutzte Wehre in Siegersdorf, bei der Ölmühle und beim Sportplatz in Asperhofen, in Emmersdorf, bei der Scharfbrücke und beim Sportplatz in Neulengbach den weiteren Aufstieg. 

Letzte Wanderhindernisse müssen bis 2022 entfernt werden
In den kommenden Jahren sollen diese Anlagen ebenfalls passierbar gemacht werden. Bis 2022 schreibt die EU-Wasserrahmenrichtlinien den Rückbau vor. Schon bald könnte also die Große Tulln von der Mündung bis zum Ursprung in Laaben für Fische frei passierbar sein. Damit ist es allerdings noch nicht getan. Denn nur wenn die Fische dann auch einen geeigneten Lebensraum im sehr stark regulierten Flussbett vorfinden, machen die Rückbauten erst Sinn. Mit ökologischen Verbesserungen für die Fließsstrecken und bereits verwirklichten Projekten wie dem Schauberger-Park in Neulengbach könnte so ein Naturjuwel von besonderer Bedeutung direkt vor unserer Haustüre entstehen.

Lizenzen

Am Revier sind derzeit noch Lizenzen erhältlich.

Preis der Jahreslizenz 2020: 490 Euro

Preis einer Tageslizenz: 49 Euro

Die Fischereisaison ist von 1. April bis 30. November.

Schonzeit Bachforelle. Von 1. September bis 30. November ist das Fischen nur unterhalb der Brücke in Grabensee gestattet, um das Laichspiel der Bachforellen im Oberlauf nicht zu stören. In dieser Zeit ist das Angeln nur vom Ufer aus gestattet.

Altjahresfischen. Von Weihnachten bis Neujahr wird die Winterbause im untersten Revierabschnitt zwischen Plankenberg und Siegersdorf fürs „Altjahresfischen“ unterbrochen.

Informationen zum Revier und geführte Besichtigungen bzw. Touren auf Anfrage: o.hicker@kabsi.at

Die Große Tulln – ein schlummerndes Juwel

Die Gro0e Tulln entspringt als Laabenbach am Pass Klammhöhe im Südosten des Bezirks St. Pölten und fließt am Fuß des Schöpfls nach Norden über Neulengbach (wo sie ab der Einmündung des Anzbaches Große Tulln heißt, bis sie nach insgesamt circa 40 km östlich der Rosenbrücke bei Tulln im Bezirk Tulln in die Donau mündet (177 m ü. A.).Die Große Tulln stellt die Westgrenze des Wienerwalds im engeren Sinne dar.

22 Kilometer Fischwasser vor den Toren Wiens. Das Fischerreirevier Große Tulln I/1 erstreckt sich über 22 Kilometer befischbare Strecke von der Glashütte bei Laaben bis Plankenberg. Im oberen Abschnitt ist es ein reines Salmonidenwasser mit den Leitarten Koppe und Bachforelle. Hier finden Fliegenfischer noch autochtone Wienerwald-Stämme der Bachforelle, die sich über die Jahrtausende perfekt an die Bedingungen angepasst haben.

Ab St. Christophen gesellen sich Barben und die Leitart Döbel (regionale Bezeichnung Aitel) dazu. Ein unterschätztes Vergnügen ist neben dem Spinnen auf Bach- und Regenbogenforellen hier das Stoppelfischen auf den Aitel. Mit Kirsche oder Brot, mit der Stationärrolle oder britisch mit der „Centrepin“ – hier beißen kapitale Tiere mit über 50 Zentimetern Größe.

Der unterste Revierabschnitt von Plankenberg aufwärts bis zur Fußgängerbrücke in Siegersdorf ist seit 2019 von der Donau frei für wandernde Fische passierbar. Schwärme an Nasen und Barben sind seither zugewandert. Auch Hecht und Barsch sind inzwischen in diesem Abschnitt wieder heimisch. Hier ist neben den oben erwähnten Fischarten auch das Grundangeln auf Barben oder Nasen sowie das Spinnen mittels Gummifisch auf Räuber möglich.

Schongebiet für Wienerwald-Bachforellen. Der Größte Zubringer der großen Tulln ist der Anzbach. Der Anzbach ist ein Wienerwaldbach, der ziemlich genau in Ost-West-Richtung fließt. Er entspringt bei Rekawinkel am Zwickelberg (an dem auch ein Quellbach der Wien entspringt) und durchfließt EichgrabenMaria-Anzbach und Neulengbach und mündet dort in den Laabenbach. Der Anzbach wäre an sich befischbar, ist aber wie alle anderen Zubringer im Revier Schongebiet für den autochtonen Stamm der Bachforellen.

Fischer schaffen Lebensraum im geschundenen Fluss. Die Große Tulln durchfließt eine Kulturlandschaft und ist meist hart reguliert. Im Herzen des Reviers befindet sich der Schaubergerpark, ein Stück unregulierter Au. Hier zeigt sich das Potenzial dieses Flusses: Kiesbänke, Kolke und Totholzstrukturen stellen einen unvergleichlichen Lebensraum dar. Der Fischereiausübungsberechtigte sieht es als oberstes Ziel an, auch die stark regulierten Flussabschnitte wieder etwas naturnäher zu gestalten. Ziel des Bewirtschafters ist, etwaige Gewinne aus dem Verkauf von Lizenzen in Renaturierungsprojekte zu investieren. Ein erstes Projekt konnte mit Eigenmitteln und Förderungen des NÖ-Landesfischereiverbandes in Plankenberg umgesetzt werden. Hier strukturieren seit Herbst 2019 Steinbuhnen das regulierte Flussbett und schaffen so eine Kolk-Furt-Struktur, der vielen Fischarten als Lebensraum dient.

Einziger Fluss ohne Wasserrecht birgt enormes Potenzial. Die Große Tulln hat unter den mittleren und großen Flüssen Niederösterreichs ein Alleinstellungsmerkmal. Sie ist der einzige Fluss, auf dem von der Quelle bis zur Mündung kein Wasserrecht mehr existiert. Das bedeutet, dass der Flusslauf auf der gesamten Länge ohne Restwasserstrecken und Ausleitungen für die Fische passierbar gemacht werden kann. Derzeit existieren im Mittellauf noch sieben Querbauwerke, die nach und nach im Zuge der Wasserrahmenrichtlinie rückgebaut werden.

Leicht erreichbar zur Lizenz. Das Fischerreirevier Große Tulln I/1 ist leicht über die A1 erreichbar. Die Abfahrten Altlengbach und St. Christophen befinden sich direkt am Revier. Mit der alten Westbahn erreicht man ab Westbahnhof in 34 Minuten die Station Neulengbach Stadt. Von hier sind es kaum zwei Minuten bis zum Wasser. Jahreslizenzen und Tageslizenzen sind erhältlich, die Preise finden sich in der Rubrik Lizenzen. Mit jeder Lizenz werden Projekte zur Renaturierung unterstützt.

Begeisterung schafft Allianzen für den Fluss. Die Fischereisaison beginnt am 1. April und endet am 30. November. Zwischen Weihnachten und Neujahr ist der unterste Revierabschnitt zum Altjahresangeln geöffnet. Ziel der Bewirtschaftung ist es auch, Interessierte vom Potenzial dieses Flusses zu begeistern. Deswegen würde ich mich freuen, Interessierten dieses Revier auch persönlich näherzubringen. Sei es mit Wanderungen oder mit begleitenden „Guiding“ beim Angeln am Wochenende. Anfragen bitte an o.hicker@kabsi.at.