2021 war ein gutes Jahr für die Fische und die Fischerei an der Grossen Tulln. Zwei Wehre wurden rückgebaut und zwei weitere Kilometer des Revieres sind nun frei für Donaufische passierbar.Die Fischerei konnte auch weitere Strukturmaßnahmen in diesem bereich durchsetzen, die neuen Lebensraum und Laichmöglichkeiten bieten.
Neben harter Arbeit gab es aber auch Zeit für ruhige Angelstunden am Wasser und kapitale Fänge. Während der Lockdowns war das Revier auch außerhalb der Kernsaison zur Erholung geöffnet. Ich habe die Baumaßnahmen, die schnsten Fänge und Blicke hinter die Kulissen in einem Jahresrückblick-Video zusammengefasst:
Auch heuer ist das Revier von 24. Dezember bis einschließlich 2. 1. zum Altjahresfischen geöffnet. Die Altjahresfischstrecke geht heuer vom Wehr in Asperhofen bis zum Revierende in Plankenberg.Ich werde am 30. 12 nachmittags mit Tee beim neuen Fischaufstieg in Siegersdorf sein, falls jemand „Hallo“ sagen möchte.
Lizenzen 2022: Am 16. März startet dann die Saison 2022. Alle Lizenznehmer 2021 haben natürlich das Vorrecht auf eine Lizenz fürs neue Jahr.Bitte teilt mir rechtzeitig mit, wer eine Lizenz will. Alles wird teurer, aber ich habe mich entschlossen, den Lizenzpreis im kommenden jahr nicht anzuheben.Die Karten kosten weiterhin 490 Euro.
Ich freue mich auf schöne Stunden am Wasser, bedanke mich bei allen Unterstützern und Helfern und wünsche Gesundheit, Zufriedenheit und ein fängiges 2022.
Bis in die 80er Jahre gab es eine reproduzierende Population der Äschen in der Grossen Tulln. Die strömungsliebenden Fische kamen bis in die Laaben vor. Raubdruck und einige heisse, trokene Sommer haben den Fisch inzwischen ausgerottet. Im Frühjahr 2021 haben Angler nun Jungäschen ausgesetzt und versuchen so wieder einen Bestand aufzubauen.
Die Klimaerwärmung ist natürlich auch an der Grossen Tulln zu spüren. Heisse und trockene Sommer kommen häufiger vor als in der Vergangenheit. Während sich die heimischen Stämme der Bachforelle relativ gut an diese Bedingungen angepasst haben, so hat ein Fisch besonders gelitten: Die Äsche.
Noch gar nicht so alte Angler können sich noch gut erinnern, den strömungsliebenden Fisch bis in die 80er Jahre in Innermanzing oder der Laaben geangelt zu haben. Inzwischen sind Äschen hier gänzlich ausgestorben. Verstärkter Raubdruck durch Vögel und Otter haben ebenfalls dazu beigetragen, da die Äsche sich nicht wie die Forellen in Steinritzen versteckt sondern gut Sichtbar in der Flussmitte lebt.
Bislang sind zwar im unteren Revierteil massenhaft Donaufische zurückgekehrt, Äschen waren aber noch keine dabei. Daher haben wir uns spontan entschlossen, Äschen-Brütlinge eines Stammes aus der Ybbs versuchsweise einzusetzen. Das Projekt erfolgte im Bereich der Autobahnbrücke unterhalb der Lengbachl-Mündung in Altlengbach. Experten sind zwar skeptisch ob sich die Population dauerhaft etablieren kann. Mit etwas Glück und einigen ”guten“ Sommern mit regelmäßigem Niederschlag könnte das Projekt gelingen. Von Vorteil könnte dabei sein, dass inzwischen die gesamte Große Tulln oberhalb von Neulengbach durchgängig ist, und die Äschen so leichter in geeignete Stellen abwandern können, wenn die Bedingungen kritisch sind.
Im Zuge des Äschenbesatzes wurde auf Höhe Neulengbach auch ein zweiter „Versuchsballon“ steigen gelassen. Zusätzlich zu den maßigen ”Put & Take“ Forellen die jährliuch besetzt werden, wurden heuer 1000 junge Regenbogenforellen ausgesetzt. Bislang gibt es keine Reproduktion der jahrzehntelang ausgesetzten Regenbogenforellen in der Großen Tulln. Die ausgesetzten Jungfische stammen ebenfalls von einem Stamm aus der Ybbs, der sich als einer der ersten in Österreich nachgewiesener Maßen reproduziert hat.
Wir werden auf der Versuchsstrecke zwischen Steghofbrücke und Emmersdorfer Wehr sowie im Anzbach bis zur 3. Brücke beobachten, ob und wie sich die jungen Regenbogenforellen entwickeln. Angler, die untermaßige Regenbogenforellen am Haken haben, werden gebeten, diese vor dem Zurücksetzen zu fotografieren und die Informationen an einen Aufseher weiterzuleiten. Auch bei eventuellen Fängen von Jungäschen bitten wir in Zukunft Ort, Zeit und Bild an einen der Aufseher weiterzuleiten.
Geschichten, welche die Fischhwärme in der Grossen Tulln enthusiastisch mit der Lachswanderung in Kanada verglichen, wurden hier oft belächelt. Es kann sich eben niemand so richtig vorstellen, welche massen an Donaufischen selbst in hart regulierte Zubringer aufsteigen, wenn Querbauwerke wie Wehre entfernt werden. Jubelmeldungen über Schwärme von Nasen, Barben und Russnasen wurden als Fischerlatein abgetan.
Zeit einmal den Gegenbeweis anzutreten. Und zwar mit echten Videobildern, welche die Dimension belegen. Im Frühjahr 2021 entstanden einzigartige Drohnenaufnahmen des Laichzuges der Donaufische in der Großen Tulln. Während in unstrukturierten Abschnitten kaum Fische zu sehen sind, genügt die kleinste Struktur, damit hunderte Tiere dort Zwischenrast auf ihrem Weg zu den Laichgründen machen.
Was auch zu beobachten war: Die Fische steigen zwar in wirklich großer Zahl auf, geeignete Stellen zum Ablaichen sind also Mangelware. Es ist also noch einiges an Renaturierungsarbeit zu leisten, um bessere Bedingungen zu schaffen. limnologe Michael Schabuss formulierte es treffend: „Es bringt wenig wenn man nur Querbauwerke entfernt und die Fische dann vom ,Pfui‘ ins ,Gack‘ aufsteigen.“ Wir werden weiter daran arbeiten, dass auch bei den kommenden Rückbauten der Wehre in Siegersdorf und bei der Ölmühle in Asperhofen zusätzliche Strukturen entstehen, welche den Fischen das Laichen ermöglichen und Unterschlupf bieten.
Auch heuer wieder war das Revier Große Tulln I/1 als Lockdown-Ausgleichsmaßnahme bereits ab 16. März geöffnet. Und der Rückblick auf März und April könnte abwechslungsreicher nicht sein. Von Schneeangeleien, kapitalen Bachforellen, gierigen Junghechten bis zum Laichzug der Nasen war alles dabei, was das Anglerherz höher schlagen lässt. Das alles bei optimaler Wasserführung. Hier ein Statusbericht in Bildern.
Derzeit ruht die Fischereisaison, ab 16. März öffnet das Revier Große Tulln I/1 die Saison 2021. Damit die Zeit bis dahin schneller vergeht, haben wir einmal nachgesehen, was die Fische im Revier derzeit eigentlich so treiben. Und es sind sensationelle Unterwasseraufnahmen vom Winterquartier der Donaufische, die in unser Revier aufgestiegen sind, gelungen.
Die gute alte Gopro wurde im Jänner im berüchtigten „Nasenloch“ versenkt. Die Stelle wird hier nicht geoutet, ist Lizenznehmern aber bekannt, da hier immer wieder gute Fänge an den haken gehen. Und nach der Bergung der Kamera zeigte sich am Chip, wie groß die Dichte an Fischen hier ist. Zahlreiche Arten drängeln sich dort dicht an dicht. Fast so als ob die tiere dort eine Party feiern würden. Weitgehend unbemerkt von den Spaziergängern, die sich hier am Höhepunkt des Lockdowns die Füße vertreten.
Die Aufnahmen bestätigen das Ergebnis einer wissenschaftlichen Befischung unweit dieser Stelle. Limnologe Michael Schabuss war im September überrascht, wie viele Fische in diesem schlecht strukturierten Abschnitt der Großen Tulln gefangen wurden. Siehe Beitrag hier. Und die Aufnahmen bestätigen auch, wie erfolgreich der Rückbau von Wehranlagen ist. Seit Fische ungehindert von der Donau ins Revier aufsteigen können, haben sich tausende Individuen auch von neuen Arten angesiedelt.
Im Sommer ist daher geplant zwei weitere Wehre rückzubauen. Danach können die Fische bis zum Wehr in Asperhofen ungehindert aufsteigen. Bis dahin genießen wir die Bilder der Fische in ihrem Winterquartier. Wer Lust hat kann versuchen die einzelnen Arten zu bestimmen und zu schätzen wie viele Individuen sich dort tummeln. Ist auch eine gute Übung zur Beruhigung in unruhigen Zeiten, in denen Angststörungen Depressionen und Angststörungen stark zunehmen. Auch Angeln kann dagegen helfen. Informationen über Lizenzen finden Sie hier.
Angler hatten die erste Nase, der erste Schied und der erste Hecht im Kescher. Auch Fänge von Forellen waren bestens, der Wasserstand war nach einem trockenen Frühjahr ab Mai optimal.
Positiv: Die Donaufische haben sich im Herbst nicht verabschiedet, sondern nutzen das Revier das ganze Jahr über als Unterstand. Dazu tragen auch die fünf Buhnen bei, die vor zwei Jahren aus Mitteln des Landesfischereiverbandes und des damaligen Pächters Friedrich Brückler errichtet wurden. Dieses Unterwasservideo-Zeigt, wie wichtig diese Strukturen als Lebensraum für verschiedene Fischarten sind.
Auch die Funktion als Unterschlupf vor Fischräubern sieht man in diesem unterwasser-Video. Ein Gänsesäger bleibt auf seinem Tauchgang erfolglos, weil die Fische in den Ritzen der Buhne Zuflucht gefunden haben.
Das Fischereirevier ist nun in Winterpause und öffnet am 15. März wieder. Es gibt noch freie Lizenzen für 2021. Details finden Interessenten hier.
Gleich zu Beginn eine Richtigstellung. Irgendwann einmal, es muss Neunzehnhundertfeuerzeug gewesen sein, hat schon einmal ein Lizenznehmer einen Hecht in unserem Revier gefangen. In Emmersdorf. Man vermutete damals, dass das Tier nach einem Starkregen aus einem Teich entwischt ist und im Wehrkolk eine Neue Heimat gefunden hat.
Nun ist das anders. Denn am letzten Fischerei-Wochenende hatte Wasserbaukonsulent Dipl. Ing Mühlbauer gleich zwei Hechte an der Angel. und zwar in Plankenberg, bei den neu errichteten Buhnen oberhalb des Fischaufstieges. Ein Hecht ging etwa ein Meter vor dem Ufer vom Haken. Ein zweiter wurde geborgen. Es ist somit der erste gefangene Hecht, der aus der Donau in unser Revier aufgestiegen ist.
Die Saisonverlängerung bis zum ende des Lockdowns brachte somit noch eine angenehme Überraschung. Eine Fischerjahr mit außergewöhnlichen Fängen auch von bisher im Revier nicht vorhandenen Fischarten ist somit würdig zu Ende gegangen. Wobei, ganz zu Ende ist es noch nicht. Denn in den Weihnachtsfeiertagen von 25. 12. bis 1. 1. ist der unterste Revierabschnitt noch einmal zum Altjahresfischen geöffnet.
Angeln und Plausch am 27. Dezember
Geplant wäre, dass es am Sonntag den 27. 12. nachmittags eine Art „Meet & Greet“ im untersten Revierabschnitt geben könnte, bei dem man sich ja zwanglos und zufällig am Wasser begegnen kann und – mit Sicherheitsabstand – Gelegenheit auf einen Plausch besteht. Alle Lizenznehmer von 2020 sind gern gesehen.
Zum Abschluss noch eine gute Nachricht für kommendes Jahr. Nachdem die Rückbauten der Wehranlagen und die Durchgängigkeit zur Donau derart große Erfolge gebracht hat, will das Land Niederösterreich nun weitermachen. Derzeit laufen bereits die Vorbereitungen für die nächsten Rückbauten. Im Sommer 2021 sollen dann die Wehre in Siegersdorf und bei der Ölmühle in Asperhofen für Fische passierbar gemacht werden. Die Statik ist bereits geprüft und die Planung vergeben. Nun wird die Ausschreibung der Baustelle vorbereitet.
Ich bedanke mich bei allen Lizenznehmern, bei allen Experten und Aufsehern für die Unterstützung und hoffe auf die Treue im kommenden Jahr. Nur mit enorm viel Hilfe von Freiwilligen und Unterstützern ist es möglich dieses Revier zu führen und weiterzuentwickeln. Danke und Petri!
Ende November 2020 im Schaubergerpark in Neuengbach. Die Wassertemperatur des Laabenbaches hat knapp unter sieben Grad Celsius – perfekte Bedingungen um das Laichspiel der Bachforellen zu beobachten. Auf der Suche nach geeigneten Plätzen hält man am besten nach lebhaft überströmten Furten ausschau. An deren oberem Ende sind meist beste Bedingungen für die Entwicklung der Fischlarven. Im regulierten Fluss fehlen diese Furten oft, deshalb sind Renaturierungsprojekte wie der Schaubergerpark derart wichtig.
Wenig geeignete Stellen im regulierten Bachbett. Kurz oberhalb des Einlaufes der unteren Renaturierungsstrecke im Schaubergerpark ist so eine Stelle. Und tatsächlich haben sich zwei Bachforellen eingefunden um mit dem Laichspiel zu beginnen. Man erkennt deutlich einen hellen Fleck – es ist die Laichgrube, welche das Weibchen mit Schwanzflossenschlägen ausgehoben hat. Schemenhaft sieht man auch zwei Fische in der Laichgrube – eine Chance die Gopro zu versenken und auf Unterwasseraufnahmen zu hoffen.
Tolle Unterwasseraufnahmen mitten in der Stadt. Und tatsächlich gelingen gute Aufnahmen des Forellenpärchens beim Laichspiel – mitten in Neulengbach. Die Eier brauchen nun je nach Wassertemperatur zwei bis drei Monate, bis sie zu kleinen Jungfischen herangereift sind. Dabei darf die Wassertemperatur nicht über acht bis neun Grad Celsius steigen, sonst sterben die Larven ab. Auch jede Verunreinigung oder Aufwühlung des Wassers wäre nun fatal. Denn selbst wenn man die Laichgruben nicht betritt, verlegen die aufgewühlten Schwebstoffe die Schotterritzen und die Eier werden zugedeckt und sterben ab.
Bitte um Rücksicht: Jede Störung im Bach gefährdet die Forellenbrut. Daher eine große Bitte an alle Naturliebhaber und Hundehalter: Die nächsten Monate bitte nicht in den Bach steigen oder die Hunde ins Wasser lassen. Selbst kleinste Trübungen gefährden das Aufkommen der nächsten Generation der seltenen Wienerwaldforellen. Man kann die Natur auch vom Ufer aus genießen, und wer ruhig ist und still schaut, kann vielleicht zwei der Forellen beim Laichspiel beobachten.
Saison bis Lockdown-Ende verlängert. Für alle Lizenznehmer gibt es eine gute Nachricht: Angeln dient der psychischen und physischen erholung und ist deshalb auch während des Lockdowns erlaubt. Um unseren lizenznehmern die Möglichkeit weiterhin zu bieten, wird die Saison ausnahmsweise nicht am 30. November beendet sondern bis zum Ende des Lockdowns verlängert. Zwischen 25. 12. und 1. 1. besteht dann im untersten Revierteil zwischen Siegersdorf und Plankenberg die Möglichkeit einen Weihnachtsfeiertag beim Altjahresangeln zu verbringen. Alles Gute, gesund bleiben und eine Schöne Zeit am Wasser!
Eine ereignisreiche Saison geht zu Ende. Nach einem trockenen Frühjahr gab es den gesamten Sommer und Herbst optimale Wasserbedingungen. Die Fänge an Forellen waren gut, zusätzlich konnten erstmals Nasen und ein schöner Schied im Revier gefangen werden.
Schon im Frühjahr wurde das Revier früher geöffnet, um eine Abwechslung im ersten Lockdown zu bieten und die Isolation etwas erträglicher zu machen. Auch nun im zweiten Lockdown stellt Fischen nach Auskunft des gesundheitsministeriums eine Tätigkeit dar, die auch der psychischen Erholung dient, weshalb auch gefischt werden darf. Dabei sind aber alle sonstigen maßgeblichen Bestimmungen der vorzitierten Verordnung einzuhalten.
Deshalb werden wir die Saison nicht wie üblich am 30. November beenden. Unterhalb der Strassenbrücke in Grabensee bis zum Revierende bei der Brücke in Plankenberg darf bis zum Ende des Lockdowns weitergefischt werden. Durch die Verlängerung soll den Lizenznehmern und deren Angehörigen die Möglichkeit gegeben werden, bei ein paar erholsamen Stunden am Wasser die Tristesse des Lockdowns zu vergessen.
Ich bitte alle Lizenznehmer nun besonders darauf zu achten, die Bachforellen, die derzeit ablaichen, zu schonen. besonders das Verbot den Bach zu betreten ist zu beachten, um die Laichplätze nicht zu zerstören oder Sedimente aufzuwühlen, welche die Brut gefährden.
Die Fischerei kann also zumindest bis 7. Dezember im Revier weiter ausgeübt werden. Sollte der Lockdown länger andauern, wird auch das Saisonende nach hinten angepasst. Von 25. Dezember bis einschließlich 1. 1. ist das Revier unterhalb des Wehres in Siegersdorf bis Plankenberg fürs Altjahresfischen geöffnet. Ob es einen Nachmittag gibt, an dem man im Freien Gelegenheit für ein Gespräch oder einen Tee aus der Thermoskanne hat, wird den Umständen entsprechend kurzfristig entschieden.
Es wurden auch heuer wieder ausreichend Forellen besetzt, ein Lokalaugenschein am Wochenende hat ergeben, dass auch noch jede Menge beißfreudige Regenbogenforellen unterwegs sind. Petri und eine schöne Zeit am Wasser !
„Wenn man den Fluss von aussen sieht, erwartet man nicht, dass hier so viele Arten und eine so hohe Biomasse vorhanden sind.“ Selbst Dr. Michael Schabuss vom Büro „Pro Fisch“ war vom Ergebnis einer Elektro-Befischung der Grossen Tulln überrascht. Der Limnologe und sein Team befischten am 15. September 2020 120 Meter Flusstrecke unterhalb der Brücke in Siegersdorf und registrierten die Fänge.
Eindrucksvoll, wie die starken Nasen vor den E-Geräten in die Luft sprangen und dicke Barben ins Netz gingen. Die Wissenschaftler gingen dabei sehr schonend vor, nicht ein einziger von hunderten gefangenen Fischen starb bei der Aktion.
Die Hauptarten, die bei der Befischung nachgewiesen wurden, waren Aitel, Schneider und erstaunlicher Weise der Bitterling. Michael Schabus: „Das war insoferne eine Überraschung, da der kleine Fisch auf die Flussmuschel zur Fortpflanzung angewiesen ist, da er in ihr ablaicht. Sein großes Vorkommen deutet auch auf große Muschelbestände hin.“
Überraschungsgast Bitterling deutet auf Muscheln hin
Neben dem Bitterling, dessen Vorkommen im Revier bislang nicht bekannt war, wurden auch zwei weitere neue Fischarten erstmals in diesem Bereich nachgewiesen. Das Rotauge und der Weißflossengründling. Letzterer ist ein Indikator dafür, dass die Durchgängigkeit zur Donau gegeben ist. Bachforellen und Barsche vertraten die Gattung der Räuber. Ein großer Schied, wie er zuletzt unweit der Stelle gefangen wurde, war allerdings nicht in den Keschern.
Auch das Vorkommen von Nasen und Barben war eine positive Überraschung. Michael Schabus: „Wir haben bei beiden Arten sowohl große Tiere als auch mittlere und kleine, also mehrere Generationen festgestellt. Das ist insoferne erstaunlich, da sich in Zubringern die großen Individuen oft nur im Frühjahr zum Laichen aufhalten und dann wieder verschwinden. Dass hier so viele im September gefangen werden, ist erstaunlich.“
Erster Befund: Wehrrückbauten höchst erfolgreich
Die Ergebnisse der Befischung werden im Frühjahr veröffentlicht. Vorab fasst Schabus aber bereits zusammen, dass die Durchgängigkeit zur Donau einen überraschend positiven Effekt auf die Fischbestände hat. 2019 wurden zwei Wehranlagen in Abstetten und Plankenberg rückgebaut, seither wandern Donaufische wie Nasen und Barben massenhaft zu um hier zu laichen.
Limnologe: „Vom Pfui ins Gack – Keine Durchgängigkeit ohne Strukturverbesserung“
Trotzdem brauche es aber nicht nur weitere Wehrrückbauten, sondern auch weitere Strukturmaßnahmen. Schabus: „Es bringt wenig, wenn der Fisch vom Pfui ins Gack aufsteigen kann. Es braucht mehr Habitate, Laichmöglichkeiten, Unterstände für Jungfische und Winterunterstände, damit die Situation besser wird. In diesem Bereich ist der Fluss extrem begradigt und viele Lebensräume fehlen. Auch das Flussbett ist extrem grobkörnig, zum Laichen würden die Fische feinere Kiesbänke benötigen.“
Die nächsten Maßnahmen an der Grossen Tulln sollen laut Land Niederösterreich die Rückbauten der Wanderhindernisse bei den Wehren in Siegersdorf und Asperhofen sein. Die Fischerei wird sich bemühen, im Zuge der Arbeiten mit Hilfe des Landesfischereiverbandes vielleicht auch die eine oder Andere Strukturierungsmaßnahme umzusetzen. Denn man sieht: Die Fische wandern in Schwärmen aus der Donau zu. Jetzt müssen sie nur noch geeignete Unterstände und Laichbänke vorfinden. Um mit Dr. Schabus zu sprechen: ein wenig mehr „Hui“ und weniger „Pfui“ tut dem stark regulierten Flussabschnitt sicher gut.